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Freitag, 24. März 2023, Maintal Tagesanzeiger / Maintal
Hommage an zwei Ausnahmekünstlerinnen
Volksbühne: Theaterstück „Spatz und Engel“ begeistert mit tollem Ensemble und Live-Musik
VON ULRIKE PONGRATZ
2013 wurde „Spatz und Engel“ am Wiener Burgtheater uraufgeführt und feiert seither in Deutschland und auch international Erfolge. Das musikalische Schauspiel, das einen Blick „durch das Schlüsselloch“ auf den „Spatz von Paris“ und den „blauen Engel“ wirft, fügt zugleich die weltbekannten Chansons der beiden Künstlerinnen dramaturgisch geschickt ein. Damit wird das Stück zu einer musikalischen Zeitreise und einem einzigartigen Hörgenuss.
Zu den stärksten und emotionalsten Momenten des Schauspiels zählt das „Non, je ne regrette rien“, das die todkranke Edith Piaf, wunderbar gespielt von Heleen Joor, am Krankenbett anstimmt und leidenschaftlich mit rauer Stimme beinahe hinausschreit. Wenn die Dietrich auf einer „Heimattournee“ 1960 „Sag mir, wo die Blumen sind“ singt, verdichtet sich das keineswegs unbelastete Verhältnis zwischen der Diva und dem deutschen Publikum symbolisch.
Der Ausgangspunkt des Schauspiels „Spatz und Engel“ ist das New York Ende der 1940er Jahre. Marlene Dietrich ist bereits ein Star in den USA, Piaf versucht dort Fuß zu fassen, kommt aber zunächst beim Publikum nicht an. In Amerika begegnen sich die stilbewusste, immer elegant gekleidete, große und kühl wirkende Marlene und die quirlige, sehr direkte, kleine Edith, deren dröhnendes, fast dreckiges Lachen immer ein wenig zu laut wirkt und die sich gerne ordinär ausdrückt.
Edith Giovanna Gassion, die nur 1,47 Meter groß war und deshalb als „Piaf“ (Spatz) bekannt wurde, wächst bei ihrer Großmutter in einem Bordell in der Normandie auf. Ihre Eltern sind Straßenkünstler, das Kind ist früh sich selbst überlassen, singt auf der Straße. Marie Magdalene Dietrich hingegen wird in eine preußische Offiziersfamilie hineingeboren, sie genießt eine hohe Schul- und musikalische Ausbildung und steht früh auf der Bühne.
Bei allen Gegensätzlichkeiten fühlen sich die Frauen magnetisch voneinander angezogen. Es entwickelt sich eine innige Freundschaft (und Affäre). Gleichzeitig feiert jede der Frauen künstlerische Erfolge. Beide sind sie auf der Suche nach der großen Liebe, beide erleben sie Höhen und Schicksalsschläge. Dramatisch ist der Tod des geliebten Freundes Marcel Cerdan. Die viel ältere Marlene Dietrich (1901 bis 1992) sorgt sich mütterlich, sie kann jedoch den Absturz in Alkohol- und Drogensucht nicht verhindern. Edith Piaf (1915 bis 1963) stirbt mit nur 47 Jahren.
Über die Beziehung der beiden Frauen ist wenig an die Öffentlichkeit gelangt. Marlene Dietrich war Trauzeugin bei Edith Piafs Hochzeit mit dem Sänger Jacques Pills. Von diesem und anderen Ereignissen werden vergrößerte Schwarz-Weiß-Fotografien der beiden Frauen auf die Bühnenleinwand geworfen. In Verbindung mit bekannten Chansons wie „Milord“, „Just a Gigolo“ oder „La Vie en rose“ ist das Theaterstück eine Hommage für zwei besondere Frauen und Ausnahmekünstlerinnen.
Im fast ausverkauften Bürgerhaus wurde die Inszenierung des Fritz-Rémond-Theaters aus Frankfurt – unterwegs mit dem Tourneetheater Thespiskarren – mit großer Begeisterung und lange anhaltendem Applaus aufgenommen. Im dritten Anlauf, nach verschobenen Aufführungen 2020 und 2021, freuten sich Ulrich und Katharina Lüer, die Vorsitzenden der Volksbühne, „ein so tolles Ensemble bei uns zu haben“. Sie habe das Stück bereits zweimal gesehen, sagte Katharina Lüer, und sie freue sich riesig. „Ich könnte es noch zweimal sehen.“
Kurzentschlossene Theaterbesucher können für die kommenden Veranstaltungen „Hexenschuss oder der Bandscheibenvorfall“ und „Lord Arthurs Verbrechen“ noch Tickets kaufen. Mit der Farce von John Graham am 19. April und der Kriminalkomödie von Oscar Wilde stehen zwei unterhaltsame Stücke auf dem Programm. „Lord Arthurs Verbrechen“ bringt das Amateurtheater Wachenbücher Weltenbühnchen in einer Inszenierung von Chris Goy zur Aufführung. Die Vorstellungen in Wachenbuchen sind ausverkauft, für die Vorstellung im Bürgerhaus Bischofsheim am Samstag, 6. Mai, gibt es noch Karten zu kaufen.
Infos im Internet
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Veröffentlichung des Maintal Tagesanzeiger vom
Zeitlos aktuelle Komödie
Maintal – Zur Komödie „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt begrüßten Katharina und Ulrich Lüer, die Vorsitzenden der Volksbühne Maintal, am Montagabend die „Freunde des anspruchsvollen Theaters“ (darunter mit den Schülerinnen und Schülern der Albert-Einstein-Schule auch erfreulich viele junge Gesichter). Zu Gast im nahezu ausverkauften Bürgerhaus Bischofsheim war das Tournee-Theater Thespiskarren, das Dürrenmatts Klassiker unter der Regie von Herbert Olschok nahe am Originaltext auf die Bühne brachte.
Dürrenmatts „Die Physiker“ gehört zu den bekannten und häufig gespielten Stücken. Anfang der 1960er-Jahre veröffentlicht, wurde die Komödie sofort ein „Kassenhit“ und praktisch auf allen Bühnen gespielt. Im Stück geht es um Ethik in der Wissenschaft und um die Verantwortung der Forschenden für ihre Ergebnisse. Letztlich stellt sich die Frage, wie verantwortlich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft neue Forschungsergebnisse anwenden und ge- oder missbrauchen.
Vor 60 Jahren, mitten im Kalten Krieg, war die atomare Bedrohung allgegenwärtig. So stehen drei Physiker im Mittelpunkt des Geschehens, obwohl die Fragen, die das Stück verhandelt, zeitlos aktuell sind. Der Physiker Möbius fürchtet, dass seine Forschungen (zum Bau einer Atombombe) missbraucht werden könnten. Er täuscht vor, verrückt zu sein. König Salomo erscheine ihm, und so lässt sich Möbius in das private Sanatorium „Les Cerisiers“ einweisen.
Dort glaubt er, seine Erkenntnisse vor der Welt verstecken zu können. Die beiden anderen Physiker und Patienten „Einstein“ und „Newton“ erweisen sich im Laufe des Stücks als ebenso wenig verrückt wie Möbius selbst. Die Mit-Insassen der Klinik entpuppen sich als Agenten, die eben jene Forschungen für ihre Auftraggeber oder politischen Systeme in die Hände bekommen und zu ihrem Vorteil nutzen wollen. Selbst die Leiterin der Psychiatrie, Mathilde von Zahnd, ist einzig an den Forschungen ihres Patienten interessiert, um diese zu vermarkten. So muss Möbius feststellen: „Das einmal Gedachte kann nicht mehr zurückgenommen werden“. Das Stück endet düster: „Die Welt ist in die Hand einer wahnsinnigen Irrenärztin gefallen. … Ich armer König Salomo.“
Dürrenmatts Komödie ist ein Stück voller Irrsinn und Wahnwitz, Andeutungen, Täuschungen und Wortgewalt. Die Darsteller brachten dies in allen Facetten ihres Spiels zum Vorschein. Die klassische Inszenierung mit einem einzigen schönen Bühnenbild blieb spannend und unterhaltsam bis zum Schluss. Die Szene in der psychiatrischen Klinik ist ort- und zeitlos. Ein Gemeinschaftsraum mit vielen Türen genügt, um die Handlung mit wechselnden Szenen voranzutreiben. Sie beginnt mit den Morden an drei Krankenschwestern. Deren Aufklärung scheitert, weil die Täter für „verrückt“ gehalten werden. Während sich Szene um Szene die Hintergründe der Taten für das Publikum erklärten, wurde es grotesk, absonderlich und manchmal seltsam. Dennoch ist das Stück eine Komödie, und es wurde viel gelacht im Bürgerhaus in Bischofsheim.
Für die Volksbühne Maintal war der Start in die zweite Hälfte der Theatersaison 2022/23 mit einem vollen Haus ein Grund zur Freude. In Auszügen ist das Programm für die kommende Saison 2023/24 im Internet einsehbar. Katharina und Ulrich Lüer wollen wieder zu bezahlbaren Preisen abwechslungsreiches und anspruchsvolles Theater bieten. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für das Theater zu begeistern. Da können die Ticketpreise für viele ein Hindernis sein. Darum gilt bei der Volksbühne ab sofort: Schüler und Studenten erhalten 50 Prozent Rabatt auf jede Einzelkarte und jedes Abo.“
Mit dem Familientheater „Heidi“, dem Konzert „Die kleine Zauberflöte“ und der Komödie „Teatro Musicomico“ hat die Volksbühne Maintal bereits drei Stücke für Familien fest im neuen Programm.
Mit „Spatz und Engel“ kommt die Lebensgeschichte von Marlene Dietrich und Edith Piaf als Schauspiel mit Musik am 22. März ins Bürgerhaus. Die Komödie „Hexenschuss“, eine Farce von John Graham, wird am 19. April vom Theaterensemble „Komödie am Altstadtmarkt“ gespielt.
Im Mai schließlich bringt das Amateurtheater Wachenbücher Weltbühnchen „Lord Arthurs Verbrechen“ unter der Regie von Chris Goy auf die Bühne. Für diese und weitere Vorstellungen sind noch Plätze frei. .
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Veröffentlichung des Maintal Tagesanzeiger vom 13.01.2023
VON ULRIKE PONGRAZ (auch Foto) Musik auf höchstem Niveau
Maintal – „Hereinspaziert ins Neue Jahr“ hieß es am Mittwochabend im Bürgerhaus Bischofsheim. Das Johann-Strauß-Orchester Frankfurt hatte zu einem musikalischen Spaziergang „von der Operette zum Musical“ eingeladen. Unter Leitung und Moderation von Witolf Werner gestaltete sich das sehr gut besuchte Neujahrskonzert zu einem „Seelenfutter für die grauen Zellen“, wie Dirigent Werner den musikalischen Abend bezeichnete.
Zur Aufführung kamen im ersten Teil bekannte Melodien aus Operetten wie „Frau Luna“ von Paul Lincke oder „Die Dubarry“ von Carl Millöcker. Eröffnet wurde das Konzert temporeich und lebhaft mit dem weniger bekannten Stück „Banditenstreiche“ von Franz von Suppé.
Nach einer kurzen Pause ging es schwungvoll und heiter mit Werken von George Gershwin, Leonard Bernstein oder Andrew Lloyd Webber in die musikalische Welt der Musicals. Zur Aufführung kamen die Ouvertüren aus „Mary Poppins“ und „Oklahoma“.
Als Solistin konnte das Johann-Strauß-Orchester die Sopranistin Jennifer Zein gewinnen, die mit einer kraftvollen und ausdrucksstarken Stimme das Publikum begeisterte. Sie sang unter anderem „Schlösser, die im Monde liegen“ aus „Frau Luna“, „Glitter and be Gay“ aus Gershwins „Candide“ oder „With one Look“ aus dem Musical Sunset Boulevard von Webber.
Die deutsch-amerikanische Sopranistin begleitete als Solistin bereits die Stuttgarter Philharmoniker, das Kairo Symphony Orchester oder das Beethoven Orchester Bonn. Zein studierte an der Interlochen Arts Academy in den USA und rundete ihre Ausbildung 2014 im Meisterkurs von Brigitte Fassbaender in Renato Bruson ab.
Bereits 2013 war sie beim „Young Singers Project“ bei den Salzburger Festspielen zu erleben. Die Koloratursopranistin trat in ihrer fast zehnjährigen Karriere als Solistin in München, Stuttgart, Salzburg, Wien und Hawaii auf. 2018 debütierte Jennifer Zein an der Oper Leipzig und war dort auch 20121/22 in mehreren Rollen zu erleben.
Das Johann-Strauß-Orchester Frankfurt beziehungsweise das Orchester der Frankfurter Sinfoniker begeisterte in Maintal das Publikum mit beschwingten und heiteren Stücken aus Operetten und Musicals und einer lebendigen Performance, die den Geschmack des Publikums getroffen hat. Die Musikerinnen und Musiker sprühten geradezu vor Spielfreude und guter Laune.
Das Johann-Strauß-Orchester Frankfurt besteht seit 1986 und wird vor allem von Musikerinnen und Musikern des hr-Sinfonieorchesters sowie der Opernhäuser Frankfurt, Wiesbaden, Mainz und Darmstadt getragen. Das Repertoire umfasst nicht nur Stücke der Wiener Operettenzeit, sondern ebenso Film-Melodien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und große Hits aus Musical, Film, Rock- und Popmusik.
Durch das Programm des Neujahrskonzerts führte der musikalische Leiter Witolf Werner. Er schob in seine Moderation gerne ein paar Witze und Randbemerkungen ein, die ihre Wirkung nicht verfehlten und zu Heiterkeit im Publikum führten. Zum „Running Gag“ wurden seine Einlassungen zur „Kunst“ im Bürgerhaus.
Auf herabhängende Planen und Eimer, die von der Decke tropfendes Wasser auffangen, hatte in ihrer Begrüßung bereits Katharina Lüer hingewiesen. Man habe ihr versichert, so die Vorsitzende der Volksbühne Maintal, der Schaden sei bis zur nächsten Vorstellung behoben. Bis zur nächsten Veranstaltung der Volksbühne ist auch noch etwas Zeit: Am 27. Februar kommen „Die Physiker“ im Bürgerhaus auf die Bühne. Das Tournee-Theater Thespiskarren, ausgezeichnet mit dem 3. Inthega Preis 2020, wird das Stück des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt in Maintal präsentieren. Hierfür können noch einige wenige Tickets erworben werden, wie Ulrich Lüer in seinem „Werbeblock für die Volksbühne“ hervorhob.
Mit der Lebensgeschichte von Marlene Dietrich und Edith Piaf in einer Inszenierung des Fritz-Remond-Theaters am Zoo (Tournee-Theater Thespiskarren) und der Komödie „Hexenschuss“ endet die Theatersaison 2022/23 der Volksbühne Maintal. Für die kommende Saison 2023/24 wird das Programm in Kürze online veröffentlicht. Wie bisher sind Karten im Vorkauf für einzelne Veranstaltungen oder auch im Abonnement zu buchen.
Das eindrucksvolle Neujahrskonzert ging unter dem Jubel der Zuschauer mit zwei Zugaben zu Ende. Das Orchester Frankfurt spielte, wie könnte es anders sein, Johann-Strauß. Mit einer schnellen Polka „Unter Blitz und Donner“ und dem Radetzkymarsch wurden die Gäste nach über zwei Stunden bester Unterhaltung in einen nasskalten Januarabend entlassen. Das „Seelenfutter“ hatte gutgetan.
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