Volksbühne Maintal

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 Freitag, 24. März 2023, Maintal Tagesanzeiger / Maintal
Hom­mage an zwei Aus­nah­me­künst­le­rin­nen
Volks­büh­ne: Thea­ter­stück „Spatz und Engel“ be­geis­tert mit tol­lem En­sem­ble und Live-Musik


VON UL­RI­KE PONG­RATZ

neujahrskonzert2023 c pongraz Edith Piaf (Heleen Joor, links) und Marlene Dietrich (Susanne Rader) gemeinsam auf einer Bühne: Mit hinreißendem Schauspiel und weltbekannten Chansons überzeugte das musikalische Theaterstück „Spatz und Engel“ im Bürgerhaus Bischofsheim. Foto: ULRIKE PONGRATZ
 
Main­tal – Edith Piaf und Mar­le­ne Diet­rich ge­mein­sam auf einer Bühne: Zwei Frau­en, wie sie un­ter­schied­li­cher nicht sein kön­nen. Beide Stars und Sti­li­ko­nen des 20. Jahr­hun­derts. Die Künst­le­rin­nen ver­band eine lang­jäh­ri­ge Freund­schaft, weit­ge­hend un­be­ach­tet von der Öf­fent­lich­keit. Diese au­ßer­ge­wöhn­li­che lang­jäh­ri­ge Be­zie­hung, die ver­mut­lich eine Lie­bes­af­fä­re ein­schlie­ßt, brin­gen Da­ni­el Große Boy­mann und Tho­mas Kahry in einem Thea­ter­stück mit Live-Musik auf die Bühne.
2013 wurde „Spatz und Engel“ am Wie­ner Burg­thea­ter ur­auf­ge­führt und fei­ert seit­her in Deutsch­land und auch in­ter­na­tio­nal Er­fol­ge. Das mu­si­ka­li­sche Schau­spiel, das einen Blick „durch das Schlüs­sel­loch“ auf den „Spatz von Paris“ und den „blau­en Engel“ wirft, fügt zu­gleich die welt­be­kann­ten Chan­sons der bei­den Künst­le­rin­nen dra­ma­tur­gisch ge­schickt ein. Damit wird das Stück zu einer mu­si­ka­li­schen Zeit­rei­se und einem ein­zig­ar­ti­gen Hör­ge­nuss.
Zu den stärks­ten und emo­tio­nals­ten Mo­men­ten des Schau­spiels zählt das „Non, je ne re­gret­te rien“, das die tod­kran­ke Edith Piaf, wun­der­bar ge­spielt von He­le­en Joor, am Kran­ken­bett an­stimmt und lei­den­schaft­lich mit rauer Stim­me bei­na­he hin­aus­schreit. Wenn die Diet­rich auf einer „Hei­mat­tour­nee“ 1960 „Sag mir, wo die Blu­men sind“ singt, ver­dich­tet sich das kei­nes­wegs un­be­las­te­te Ver­hält­nis zwi­schen der Diva und dem deut­schen Pu­bli­kum sym­bo­lisch.
Der Aus­gangs­punkt des Schau­spiels „Spatz und Engel“ ist das New York Ende der 1940er Jahre. Mar­le­ne Diet­rich ist be­reits ein Star in den USA, Piaf ver­sucht dort Fuß zu fas­sen, kommt aber zu­nächst beim Pu­bli­kum nicht an. In Ame­ri­ka be­geg­nen sich die stil­be­wuss­te, immer ele­gant ge­klei­de­te, große und kühl wir­ken­de Mar­le­ne und die quir­li­ge, sehr di­rek­te, klei­ne Edith, deren dröh­nen­des, fast dre­cki­ges La­chen immer ein wenig zu laut wirkt und die sich gerne or­di­när aus­drückt.
Edith Gio­van­na Gas­si­on, die nur 1,47 Meter groß war und des­halb als „Piaf“ (Spatz) be­kannt wurde, wächst bei ihrer Gro­ßmut­ter in einem Bor­dell in der Nor­man­die auf. Ihre El­tern sind Stra­ßen­künst­ler, das Kind ist früh sich selbst über­las­sen, singt auf der Stra­ße. Marie Mag­da­le­ne Diet­rich hin­ge­gen wird in eine preu­ßi­sche Of­fi­ziers­fa­mi­lie hin­ein­ge­bo­ren, sie ge­nie­ßt eine hohe Schul- und mu­si­ka­li­sche Aus­bil­dung und steht früh auf der Bühne.
Bei allen Ge­gen­sätz­lich­kei­ten füh­len sich die Frau­en ma­gne­tisch von­ein­an­der an­ge­zo­gen. Es ent­wi­ckelt sich eine in­ni­ge Freund­schaft (und Af­fä­re). Gleich­zei­tig fei­ert jede der Frau­en künst­le­ri­sche Er­fol­ge. Beide sind sie auf der Suche nach der gro­ßen Liebe, beide er­le­ben sie Höhen und Schick­sals­schlä­ge. Dra­ma­tisch ist der Tod des ge­lieb­ten Freun­des Mar­cel Cer­dan. Die viel äl­te­re Mar­le­ne Diet­rich (1901 bis 1992) sorgt sich müt­ter­lich, sie kann je­doch den Ab­sturz in Al­ko­hol- und Dro­gen­sucht nicht ver­hin­dern. Edith Piaf (1915 bis 1963) stirbt mit nur 47 Jah­ren.
Über die Be­zie­hung der bei­den Frau­en ist wenig an die Öf­fent­lich­keit ge­langt. Mar­le­ne Diet­rich war Trau­zeu­gin bei Edith Piafs Hoch­zeit mit dem Sän­ger Jac­ques Pills. Von die­sem und an­de­ren Er­eig­nis­sen wer­den ver­grö­ßer­te Schwarz-Weiß-Fo­to­gra­fi­en der bei­den Frau­en auf die Büh­nen­lein­wand ge­wor­fen. In Ver­bin­dung mit be­kann­ten Chan­sons wie „Mi­lord“, „Just a Gi­go­lo“ oder „La Vie en rose“ ist das Thea­ter­stück eine Hom­mage für zwei be­son­de­re Frau­en und Aus­nah­me­künst­le­rin­nen.
Im fast aus­ver­kauf­ten Bür­ger­haus wurde die In­sze­nie­rung des Fritz-Ré­mond-Thea­ters aus Frank­furt – un­ter­wegs mit dem Tour­nee­thea­ter The­s­pis­kar­ren – mit gro­ßer Be­geis­te­rung und lange an­hal­ten­dem Ap­plaus auf­ge­nom­men. Im drit­ten An­lauf, nach ver­scho­be­nen Auf­füh­run­gen 2020 und 2021, freu­ten sich Ul­rich und Ka­tha­ri­na Lüer, die Vor­sit­zen­den der Volks­büh­ne, „ein so tol­les En­sem­ble bei uns zu haben“. Sie habe das Stück be­reits zwei­mal ge­se­hen, sagte Ka­tha­ri­na Lüer, und sie freue sich rie­sig. „Ich könn­te es noch zwei­mal sehen.“
Kurz­ent­schlos­se­ne Thea­ter­be­su­cher kön­nen für die kom­men­den Ver­an­stal­tun­gen „He­xen­schuss oder der Band­schei­ben­vor­fall“ und „Lord Ar­thurs Ver­bre­chen“ noch Ti­ckets kau­fen. Mit der Farce von John Gra­ham am 19. April und der Kri­mi­nal­ko­mö­die von Oscar Wilde ste­hen zwei un­ter­halt­sa­me Stü­cke auf dem Pro­gramm. „Lord Ar­thurs Ver­bre­chen“ bringt das Ama­teur­thea­ter Wa­chen­bü­cher Wel­ten­bühn­chen in einer In­sze­nie­rung von Chris Goy zur Auf­füh­rung. Die Vor­stel­lun­gen in Wa­chen­bu­chen sind aus­ver­kauft, für die Vor­stel­lung im Bür­ger­haus Bi­schofs­heim am Sams­tag, 6. Mai, gibt es noch Kar­ten zu kau­fen.
Infos im In­ter­net

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